Schreiben & Überarbeiten
Weltenbau: Eine eigene Fantasywelt erschaffen
In einer Fantasywelt ist doch alles erlaubt, eben weil sie fantastisch sind und weil in ihnen vieles existiert, das in unserer alltäglichen Welt nicht möglich ist. Oder doch nicht?
Fantasywelt – Ist alles erlaubt?
Auch in Fantasy-Welten muss es Regeln geben. Nicht alles darf möglich sein. Schon gar nicht ohne Begründung. Es wird deinen Lesern schwerfallen, zu akzeptieren, wenn du ihnen das Geschehen lediglich damit begründest, dass das in deiner Welt halt so funktioniert.
Jede Welt – auch Fantasywelten – unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten, über die du dir im Vorfeld Gedanken machen solltest, zum Beispiel Natur, Klima, Gesellschaft, Technik und Magie.
Die Regeln, die du aufstellst, sollten sich auch in jedem Fall bis zum Ende hin durchziehen. Außer es passiert irgendeine deine gesamte Fantasywelt betreffende globale Katastrophe, die sämtliche Regeln und Zauberkräfte unterbindet. Aber das dürfte wohl eine sehr seltene Ausnahme sein!
Wenn etwas über zwei Drittel deines Romans gegolten hat und ab der nächsten Seite plötzlich nicht mehr, erscheint das wenig glaubwürdig, außer du erklärst stimmig, warum das so ist (siehe das obige Beispiel).
Aber insbesondere im Falle von Magie solltest du als Autor bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Regeln definieren. Magie sollte immer nur als Hilfsmittel dienen, aber keinesfalls selbst die Lösung sein, mit der am Ende alle Probleme und Hindernisse quasi per Fingerschnipp beseitigt werden. Wer in deiner Geschichte zum Beispiel gut zaubern kann, hat dafür sicherlich andere Schwächen – wie jeder Mensch Stärken und Schwächen besitzt. Es sollte nicht auf »Ist halt Magie, da ist alles möglich« hinauslaufen.
Leser, die deine Fantasywelt betreten, wollen Neues entdecken. Dinge, die in unserer realen Welt nicht existieren. Daher ist es nicht falsch, die gängigen Klischees des Fantasygenres zu vermeiden und sich etwas eigenes, originelles zu überlegen. Doch übertreibe dabei nicht und erfinde nicht jedes Detail neu. Denn das wirkt schnell gezwungen. Vertraute Fantasy-Elemente ermöglichen deinen Lesern, sich leichter auf deine Welt einzulassen, denn sie verbinden mit ihnen bereits bestimmte Erwartungen. Umso überraschter werden sie dann sein, wenn du an einigen Stellen auf originelle Weise abweichst und mit den Klischees brichst.
Dein Fahrplan zur eigenen Fantasywelt
Im Folgenden stelle ich dir noch einige Punkte vor, zu denen du dir Gedanken machen solltest. Durch die Beantwortung kannst du Schritt für Schritt deine eigene Fantasywelt erschaffen.
Schöpfungsmythos – Der Ursprung deiner Fantasywelt
- Wie ist deine Welt entstanden?
- Gibt es Götter oder eine kosmische Kraft? Hält deren Wirken in deiner Welt an oder vergeht es?
- Existiert eine Verbindung zu unserer realen Welt?
Die Entwicklungsgeschichte
- Wie viele Zeitalter hat deine Welt bereits durchlaufen?
- Welche wesentlichen Ereignisse haben stattgefunden?
Ökologie, Flora und Fauna deiner Fantasywelt
- Wie ist das Klima in den einzelnen Gebieten deiner Welt? Ähnelt es den Klimazonen unserer Welt (Polarregionen, gemäßigte Zone, Subtropen, Tropen)?
- Welche Jahreszeiten herrschen? Welche Tag- und Nachtzyklen?
- Gibt es geografische Merkmale und Landschaften, die charakteristisch für deine Welt sind?
- Wie sind Rohstoffe und natürliche Ressourcen verteilt?
- Existieren Landmassen und Meere, Gebirge, Inseln, Flüsse, Seen, Wüsten oder Feuchtgebiete?
- Welche Lebensräume für Tiere und Pflanzen gibt es?
- Wie leben verschiedene Arten und wovon ernähren sie sich?
- Gibt es magische oder mystische Geschöpfe? Sind sie Teil des natürlichen Ökosystems oder gelangen sie auf andere Weise in deine Welt?
Systeme in deiner Fantasywelt – Kultur und Gesellschaft
- Welche Kulturen bzw. Rassen leben in deiner Welt und was ist ihre jeweilige Rolle?
- Wie definiert sich ihre jeweilige Gegenwart in die »Lebensspanne« der Welt?
- Existieren Hochkulturen? Wie haben sie sich entwickelt?
- Welche Kulturen hatten oder haben besonderen Einfluss auf große Teile oder Errungenschaften deiner Welt?
- Wie sieht das Gesamt-Gesellschaftssystem aus (z. B. Stämme, Clangemeinschaften, Großfamilien)?
- Wie sind die einzelnen Kulturen sozial strukturiert? Gibt es unterschiedliche Schichten (z. B. Stände, Kastensystem)?
- Was ist ihr Glauben / ihre Religion? Gibt es Propheten, Priester, Tempel? Existieren unterschiedliche Religionsströme?
- Falls es Götter gibt, wie kommunizieren Gläubige mit ihnen?
- Wie funktionieren Machtsystem und die Regierung (Erbfolge, Wissen, Stärke, demokratische Wahlen)?
- Welche Werte sind besonders wichtig?
- Kommen bestimmte Bräuche vor?
- Was für einen Stellenwert besitzen Bildung, Sprache und Kunst?
- Wie sieht das Leben eines Durchschnittsbürgers aus?
Technik, Wissenschaft und Magie:
- Welche Kräfte wirken in deiner Fantasy-Welt und wie stehen diese zueinander?
- Welche Fortschritte und Entwicklungen wurden errungen?
- Wie weit liegen die fortschrittlichsten und die primitivsten Zivilisationen auseinander?
- Wie wird Wissen bewahrt und weitergegeben?
- Existiert Magie? Ist sie alltäglich?
- Wer übt Magie aus?
Ich hoffe, dir mit diesen Tipps einige Impulse gegeben zu haben, um eine glaubwürdige Fantasywelt zu erschaffen.
Wenn du weitere Infos suchst, kann ich dir das Buch Fantasy schreiben und veröffentlichen von Sylvia Englert empfehlen und hier habe ich noch einen Blogartikel zum Thema Fantasywelt und Magiesystem für dich: