Kaizen – Persönlichkeitsentwicklung in kleinen Schritten
Die meisten Menschen leben nur einen Teil ihres Potentials. Irgendwann fangen sie dann an, sich zu fragen, ob das schon alles gewesen ist. Ob es da nicht noch mehr in ihrem Leben zu entdecken gibt. An diesem Punkt setzt Persönlichkeitsentwicklung ein.
Persönlichkeitsentwicklung ist eine Reise ohne festes Ziel, ein Weg, den du beschreitest, weil er dein Leben mit mehr Sinn erfüllt, es interessanter und lebendiger macht. Ein Weg, auf dem es viel Neues zu erfahren und entdecken gibt, und der dich ebenso mit vielen Herausforderungen konfrontiert.
„Kleine Schritte“ ist darum das Mantra, welches dich auf dieser Reise begleiten darf.
Was ist Kaizen?
Der Begriff Kaizen stammt aus dem Japanischen und setzt sich aus den Wörtern Kai („Veränderung“) und Zen („zum Besseren“) zusammen. Die Philosophie von Kaizen ist es, mit vielen kleinen Schritten kontinuierliche, langfristige Verbesserungen herbeizuführen.
Ursprünglich wurde diese Methode im Rahmen der Autoindustrie (Toyota Produktionssystem) mit ihren Fertigungs- und Montageprozessen entwickelt und angewendet und richtete sich auf die grundlegende Einstellung eines Mitarbeitenden zur eigenen Arbeit, zum Arbeitsplatz und zur Qualität von Abläufen und Produkten. Der Organisationstheoretiker und Unternehmensberater Masaaki Imai, Erfinder von Kaizen, formuliert diese Denkweise wie folgt:
„Die Botschaft von Kaizen heißt, es soll kein Tag ohne irgendeine Verbesserung [von Tätigkeiten, Abläufen, Verfahren oder Produkten] im Unternehmen vergehen.“
Dabei werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen mit einbezogen und in Kaizen eingebunden.
Kaizen ist eine universelle Denkweise und in allen Organisationen – egal aus welcher Branche – einsetzbar. Denn die Leistungen und die Qualität in Bezug auf Kunden, Dienstleistungen, Prozesse und Produkte lassen sich immer noch verbessern.
In westlichen Unternehmen wird Kaizen mit dem Begriff des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) übersetzt. Damit sind bestimmte Regeln und Prinzipien verknüpft, welche das Denken und Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lenken sollen. Im Wesentlichen lassen sich diese Prinzipien von Kaizen wie folgt zusammenfassen:
- Tägliche Verbesserung: Alles Bestehende immer wieder in Frage stellen, alte Denkmuster und Gewohnheiten aufbrechen und die Dinge immer weiter optimieren.
- Vermeide jede Verschwendung von Zeit, Material und Geld.
- Betrachte Prozessschritte stets aus Kundensicht. Denn nur wenn der Kunde zufrieden ist, kann das Unternehmen erfolgreich sein.
- Binde verschiedene Sichtweisen ein. Komplizierte und komplexe Probleme werden am besten gelöst, wenn verschiedene Herangehensweisen und Perspektiven kombiniert werden und ein Austausch stattfindet.
- Gemba-Walk: Der japanische Begriff Gemba bedeutet so viel wie „der wirkliche Ort“. Das meint, dass Erkenntnisse zu Verbesserungsmöglichkeiten dort gewonnen werden, wo die eigentliche Arbeit stattfindet.
- Lege Standards fest. Auch im Privatleben haben wir Standards – sie nennen sich dort Gewohnheiten.
- Kaizen hat kein Ende. Denn Verbesserungen sind immer möglich.
Kaizen ist eine innere Haltung. Wer die Philosophie von Kaizen als Lebenseinstellung verinnerlicht hat, erkennt Probleme und Herausforderungen als Ansporn und begreift, dass das Leben durch die vielen neuen Impulse um unendliche Möglichkeiten bereichert wird.
Die Philosophie von Kaizen für dein persönliches Wachstum nutzen
Kaizen beruht auf kleinen und stetigen Veränderungen und damit auf nachhaltigen Verbesserungen. Mit dieser Philosophie können wir große Ziele in mehrere kleinere Teilziele herunterbrechen – eben in kleine Schritte, durch die wir uns nach und nach der Ziellinie nähern. Denn wie oft halten wir unsere guten Vorsätze nicht ein und erreichen unsere Ziele nicht, weil wir sie schlichtweg zu groß formuliert haben und sie uns zu mächtig vorkommen?
Dabei vergessen wir, dass auf dem Weg zu unserem Endziel viele einzelne Schritte und Zwischenstopps notwendig sind.
Wenn das Ziel beispielsweise lautet:
„Ich will 15 Kilo abnehmen“ –› Dann freue dich, wenn du bereits 1 Kilo, 2 Kilo … 5 Kilo … abgenommen hast, anstatt dir einzureden, dass du es sowieso nicht schaffst, weil es ja eben noch keine 15 sind.
„Ich will einen Marathon laufen“ –› Vielleicht läufst du zu Beginn nur 10 Minuten die Straße runter und bist dann völlig am Schnaufen. Und dann verteufelst du dich, dass du dafür ja gar nicht erst die Laufschuhe hättest anziehen müssen! Aber hey – du hast dich aufgerafft und bist losgelaufen. Beglückwünsche dich dafür! Wenn du weitermachst, wird es dir jedes Mal ein bisschen leichter fallen und du schaffst bald 20 Minuten, 30 Minuten … und du läufst weiter als nur einmal bis zur nächsten Straßenecke.
„Ich will mich gesund ernähren“ –› Anstatt deine Ernährung von null auf hundert sofort radikal umzustellen und dann im Frust zu enden, fange klein an. Wenn du dich bisher überwiegend von Fast Food und Softdrinks ernährt hast, verzichte anfangs an 2 Tagen die Woche darauf und koche etwas Frisches. Wenn du normalerweise zwei Löffel Zucker in deinen Kaffee tust, füge künftig nur noch einen Löffel Zucker hinzu usw.
Du kannst Entwicklung und persönliches Wachstum nicht erzwingen, sie passieren in ihrer eigenen Zeit.
Veränderung ist ein Prozess, der dauert, und zwar, je größer dein Ziel ist, desto länger.
Vielleicht hörst du jetzt eine Stimme flüstern: Veränderung ist ganz einfach, du musst dich nur dazu entscheiden! Ja, natürlich. Alles beginnt mit deiner Entscheidung. Ohne die geht es nicht. Du kannst dich nur verändern, wenn du es wirklich willst. Womöglich kennst du sogar jemanden, der es quasi über Nacht geschafft hat – allein dank eigener Willensstärke. Jemand, der beispielsweise von heute auf morgen mit dem Rauchen aufgehört hat und es knallhart durchzieht.
Doch in der Regel krempeln wir unser Leben nicht über Nacht um. Wenn du ein größeres Ziel verfolgst, wird die Umsetzung mehr Zeit, Ausdauer und Disziplin fordern. Es geht hierbei nicht um Schnelligkeit und große Sprünge, sondern darum, dranzubleiben, motiviert zu sein und sich nachhaltig weiterzuentwickeln.
In seinem Buch „Die 1%-Methode“ – Minimale Veränderung, maximale Wirkung (englischer Titel: Atomic Habits)“ schreibt James Clear:
„Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können und unterschätzen, was sie in 10 Jahren erreichen können.“
Man spricht hier auch vom Gesetz der Minimalkonstanz, welches besagt, dass die Dinge, die du täglich mit minimalem Aufwand machst, zu deinem Erfolg führen.
Beispielsweise:
- Täglich 20 Minuten Lesen bedeutet 140 Minuten pro Woche
- Täglich 5 Liegestütze macht 150 Liegestütze pro Monat. Beginne mit 5 und mache jeden Tag eine Liegestütze mehr.
- Meditieren lernen: Fang heute mit 2 Minuten an, mache morgen 5 Minuten, übermorgen 10 Minuten usw.
Mach eine Challenge daraus und etabliere neue Gewohnheiten!
Unser Gehirn hat in tausenden von Jahren gelernt, sofortige Belohnungen über langfristige zu stellen. Darum fällt es uns meist so schwer, neue gute Gewohnheiten zu etablieren. Ein Habit Tracker ist ein simples Tool, das dich hier unterstützen kann. Jedes Mal, wenn du die gewünschte neue Gewohnheit ausgeführt hast, hältst du es schriftlich fest. Dafür kannst du beispielsweise einen Kalender nutzen und Tage ankreuzen oder auch entsprechende Apps verwenden. Studien belegen, dass Menschen, die ihren Fortschritt verfolgen, erfolgreicher sind als diejenigen, die es nicht machen. Denn sichtbarer Fortschritt motiviert, weiterzumachen.
Hier findest du einen Gewohnheitstracker als Vorlage (PDF) zum Ausdrucken.
Kleine Schritte bringen langfristig große Resultate und bringen dich zum Ziel!